Faszination Segelfliegen

Bild oben: Blick aus dem Segelflugzeug vom Allgäu bei Isny auf die Alpen

Segelfliegen - wie funktioniert das?

Ein Segelflugzeug hat keinen Motor, daher muss es irgendwie in die Luft gebracht werden. Der kostengünstigste Weg ist der Windenstart, bei dem man mit einer Seilwinde in die Luft geschleppt wird. Eine andere Methode ist der Flugzeug-Schlepp, bei der das Segelflugzeug von einem motorisierten Luftfahrzeug auf die gewünschte Höhe geschleppt wird.


Aber wie bleiben wir jetzt oben oder können sogar Höhe gewinnen? Dafür brauchen wir etwas Glück und die Hilfe der Natur. Wir müssen nur Luftmassen finden, die schneller aufsteigen als unser Flugzeug darin sinkt.

Thermik:

Die Sonne heizt den Boden auf, je nach Bodenbeschaffenheit unterschiedlich stark. Stell dir einen sonnigen Tag im Sommer vor. Es ist ein Unterschied, ob du auf einem großen Parkplatz stehst oder im kühlen Wald, nicht wahr? Wo es heiß ist, bildet sich am Boden eine Blase warmer Luft, die leichter ist als die Umgebungsluft. Irgendwann wird sie zu groß, löst sich vom Boden ab und steigt auf. Diesen Aufwind aufgrund höherer Temperatur nennt man Thermik. Stell sie dir vor wie einen unsichtbaren Tornado, nur wesentlich schwächer. Der Segelflieger spricht von einem "Bart", weil die Thermik, wenn man sie sehen könnte, aussähe wie der Rauschebart des Weihnachtsmanns: Unten schmal und nach oben immer breiter. Wenn wir in der Thermik kreisen, gewinnen wir Höhe.

Wenn wir Glück haben, fängt die Warmluft in einer bestimmten Höhe an zu kondensieren: Es bildet sich eine Cumuluswolke. Die Cumuluswolken weisen uns also den Weg von einer Thermik zur nächsten.

Wenn wir 1000 Meter gestiegen sind, können wir die gewonnene Höhe abgleiten, dabei z.B. mit unserem Doppelsitzer 38 km zurücklegen und unterwegs die nächste Themik suchen. Auf diese Weise kann man an guten Tagen Streckenflüge über mehrere 100 Kilometer durchführen.

Hangwind:

Dabei nutzen wir einen ausreichend starken Wind aus, der möglichst rechtwinklig auf einen Hang bläst, besser noch auf ein Gebirge. Was macht die Luft? Sie muss vor dem Hang aufsteigen, weil sie ja nicht durch den Hang hindurch fließen kann. Und wir Segelflieger erkennen diese Wetterlage und können uns stundenlang in der Luft halten, indem wir vor dem Hang in der aufsteigenden Luft hin- und herfliegen können. Das Blöde dabei: Fliegt man vom Hang weg, verlässt man den Hangwind und sinkt wieder. Es sei denn ...

Leewellen:

In Gebirgen gibt es ein Phänomen, bei dem sich der Hangwind sozusagen zwischen mehreren Gebirgszügen aufschaukelt. Wir kommen vom Hangwind mit etwas Glück in die "Welle" und können Höhen erreichen, die wesentlich größer sind als das Gebirge selbst. Dann brauchen wir im Segelflugzeug eine Sauerstoffausrüstung, bei der wir von Zeit zu Zeit etwas Sauerstoff aus einer eingebauten Gasflasche einatmen. Man muss sich das vorstellen wie die Sauerstoffflasche eines Tauchers, die verbunden ist mit einer Sauerstoffmaske wie im Krankenhaus.

Der Wellensegelflug ist eine Wissenschaft für sich und hängt sehr von der Windrichtung und -stärke ab.


Wie du siehst, ist Segelfliegen sehr vielseitig und verlangt Kenntnisse über Natur und Technik. Es ist einerseits ein Teamsport, bei dem du nichts allein erreichen kannst, und andererseits ein Individualsport, in dem du stundenlang auf dich allein gestellt bist und wissen musst, wo du bist und was du tust. Dazu kommt noch, dass wir nicht allein im Luftraum sind, sondern uns in einem der weltweit meistbeflogenen Lufträume bewegen und als kompetente Piloten eine Menge Regeln beachten müssen.

Ein Abenteuer wie kaum ein anderes.  


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